Hamburger Erklärung

 

Länger gemeinsam lernen –

 Hamburg braucht eine Schule für alle Kinder!

 

Wir wollen, dass alle Kinder und Jugendliche in Hamburg gleich gute Chancen auf eine bestmögliche Bildung und Ausbildung bekommen.

Wir wollen leistungsfähige Schulen, in denen alle Kinder eine an ihren Stärken und Schwächen orientierte Förderung erhalten.

Denn wir wissen: Nur dadurch haben alle Kinder und Jugendlichen später gute Chancen auf beruflichen Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe.

 

Doch PISA- und andere Studien zeigen uns deutlich: Von diesem Ziel sind wir meilenweit entfernt. Im internationalen Vergleich sind die schulischen Leistungen nur mittelmäßig.

Die „Risikogruppe“ derjenigen, die wegen mangelhafter Lernerfolge kaum Chancen auf ein selbstständiges Leben haben, ist in Hamburg erschreckend hoch.

Das ist nicht die Schuld der Kinder, sondern vor allem des Schulsystems: In keinem anderen Land ist der Schulerfolg der Kinder so abhängig von der sozialen und ethnischen Herkunft ihrer Eltern. Kinder aus ärmeren Familien haben es oft schwerer und sie werden in der Schule nicht entsprechend gefördert – selbst wenn sie genauso gute Leistungen bringen.

Die Verteilung auf die Schulformen erfolgt eher nach sozialen Gründen als nach Leistung und Begabung. So werden Kindern Lebenschancen verweigert, Begabungen gehen verloren.

Für diese Misere gibt es eine Reihe von Gründen: Instabile Familienverhältnisse und unzureichende Deutschkenntnisse, mangelnde Unterrichtsqualität, Überforderung von Lehrerinnen und Lehrern, starre Strukturen in Schulen und Verwaltungen und eine viel zu geringe Ressourcenausstattung der Bildungseinrichtungen. Doch eine ganz entscheidende Ursache ist offensichtlich unser vielfach gegliedertes Schulsystem. In fast allen anderen Ländern gibt es das schon längst nicht mehr – schon gar nicht in den erfolgreichsten! Dort lernen die Kinder länger gemeinsam – und dadurch lernen alle mehr und besser!

 

Unser Schulsystem aus dem vorletzten Jahrhundert basiert auf früher Auslese statt auf Chancengleichheit durch individuelle Förderung.

Es gibt nicht drei oder vier Typen von Kindern – jedes Kind ist einzigartig

b. w.

in seinen Stärken und Schwächen, seinen Begabungen und Interessen. Manche sind schneller und starten früher durch, andere brauchen mehr Zeit und Hilfe. Wenn unterschiedliche Kinder zusammen kommen, lernen sie voneinander und gemeinsam mehr. Es geht um die Anerkennung von Unterschieden. In den erfolgreichen Ländern gibt es deshalb eine Schule, in der jedes Kind individuell gefördert wird, ohne Sortieren, Sitzen bleiben und Abschulen. Dafür werden die Lehrkräfte auch ausgebildet, motiviert und in ihrem Arbeitsumfeld gut ausgestattet.

 

Auch in Deutschland wächst die Unterstützung für eine grundlegende Reform des Schulwesens: bei Eltern und Lehrkräften, in Betrieben und Verbänden, in Wissenschaft und Politik.

Die Erfahrungen, die Hamburg in hohem Maß mit integrativen Schulen hat - vor allem  mit Grundschulen und Gesamtschulen - bieten eine gute Grundlage für unsere Vorstellungen einer Schule für alle Kinder.

Die Trennung der Schüler/innen nach Klasse vier, die Aufteilung in höhere und geringerwertige Bildungsgänge, die soziale Selektion in Schulformen ist nur aufzuheben, wenn alle Kinder und Jugendlichen in eine integrative Schule gehen.

 

 

Wir fordern jetzt: Eine Schule für alle!

 

 

 

Klaus Bullan, Vorsitzender GEW Hamburg

Karen Medrow-Struß, Vorsitzende des ELTERNVEREIN HAMBURG e. V.

Christa Goetsch, Fraktionsvorsitzende der GAL in der Hamburgischen Bürgerschaft

Sabine Boeddinghaus, SPD Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft

Simon Frerk Stülcken, SchülerInnenkammer Hamburg

Holger Gisch, Vorsitzender der Elternkammer Hamburg

Katrin Blümel, Vorsitzende der Lehrerkammer Hamburg

Prof. Dr. Ursula Neumann, Erziehungswissenschaftlerin, Universität Hamburg, ehem. Ausländerbeauftragte des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg

Erhard Pumm, Vorsitzender des DGB Hamburg

Prof. Dr. Ingrid Gogolin, Erziehungswissenschaftlerin, Universität Hamburg

Mathias Frommann, Bezirksamtleiter Hamburg Nord

Prof. Dr. Norman Paech, Bundestagsabgeordneter der Fraktion „Die Linke“

Wolfgang Rose, Landesbezirksleiter ver.di Hamburg

Dr. med. Charlotte Köttgen, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie

Dr. Dorothee Bittscheidt, ehemalige Präsidentin der HWP

Prof. Dr. Hans J. Kleinsteuber, Politikwissenschaftler, Universität Hamburg

Jutta Blankau, Bezirksleiterin IG Metall, Bezirk Küste

 

 

 

 

 

 

 

 

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