Alexander Heinz
Seit Wochen steht Hamburgs Bildungssenator Rudolf Lange im Zentrum der Kritik von Eltern, Lehrern und Schülern. Der Hamburger Bildungssenator mute den Schulen ein zu brutales Sparprogramm zu, lautet der Vorwurf. Insbesondere aus den Gesamtschulen kommt die Kritik, denn hier ist die Sparquote mit zehn Prozent am höchsten. Gestern nun stellte sich Bildungssenator Lange den Fragen in der Gesamtschule Winterhude. Eingeladen hatte der Elternverein.
Sparen auf Kosten der Qualität des Unterrichts, mangelnder Dialog mit den Vertretern der Eltern, Lehrer und Schüler, Reformen im Hauruckverfahren wie die dritte Sportstunde ohne zusätzliche Lehrer oder das Abitur nach 12 Jahren. Das war der Tenor der Kritik, den zunächst die Vorsitzenden der Eltern-, Schüler und Lehrerkammer an Bildungssenator Rudolf Lange äußerten. Dieser kam immer wieder auf einen Punkt zurück: Dass er die Haushaltslage, die die Einsparungen nötig mache, nicht zu verantworten habe.
O-TON Lange
"Das macht ja die neue Regierung nicht aus Freude am Streichen. Das können Sie mir wirklich glauben. Ich bin ja nicht angetreten, um in der Bildung irgendwelche Kahlschläge oder welche Vokabeln auch immer benutzt werden, hier durchzuführen. Ich stehe in dem für mich sehr unangenehmen Zwang, dass glauben Sie mir bitte, dass wir auch Beiträge zum Sparen leisten müssen."
Langes Appell um Verständnis – insbesondere jene, die aus den Gesamtschulen stammten, konnte er nicht überzeugen.
O-TON Publikum
Schüler: "Der Grundsatz der Gesamtschule war, in kleinen Lerngruppen zu arbeiten. Wenn ich jetzt sehe, dass ich mit 27 Leuten in einem ersten Kurs lernen soll, dann fasse ich mir doch an den Kopf. Das ist doch keine Gesamtschule mehr."
Mann: "Ich habe gehört, dass Sie an der Führungsakademie der Bundeswehr waren. Mich wundert heute, dass das Heer noch Panzer und dass die Marine noch Schiffe hat. Ich denke, dass die Marine Schiffe hat, hat was mit ihrem Auftrag zu tun. Wann nehmen sie endlich zur Kenntnis, dass Gesamtschule nicht irgendeine Schulform ist, sondern dass Gesamtschule ganz besondere Aufgaben hat."
Rudolf Lange sah sich zu Unrecht gescholten. Er beteuerte, dass er die Gesamtschulen nicht kaputt sparen wolle und dass sie auch mit zehn Prozent weniger Lehrern im Vergleich zu anderen Bundesländern gut ausgestattet seien.
O-TON Lange
"Die Gesamtschule hat bei mir einen sehr hohen Stellenwert. Das wissen auch alle Beteiligten." Die schmerzhaften Einschnitte bei den Gesamtschulen fielen ihm nicht leicht, seien aber auf einen Koalitionsbeschluss zurückzuführen, sagte der Bildungssenator. Unglaube bei der Lehrerkammervorsitzenden Margarete Eisele-Becker:
O-TON Eisele Becker
"Sie handeln anders, als Sie reden. Das ist ein echtes Problem."
Zweieinhalb Stunden wurde heiß diskutiert. Am Ende ging man in dem Bewusstsein auseinander, dass der Streit um das Hamburger Schulwesen wohl weitergeht - nach den Sommerferien.
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