Presseschau im Juli 2006

 

 

PRESSESPIEGEL

Streit um künftiges Schulsystem

Studie: Ergebnisse von Kess 7 lösen bildungspolitische Debatte aus. SPD spricht von miserabler Leistungsbilanz des Senats. CDU-Bildungsexperte Heinemann und Dinges-Dierig plädieren für Zweigliedrigkeit wie in Sachsen.

Die Ergebnisse der Schüler-Leistungsstudie Kess 7 haben eine bildungspolitische Debatte ausgelöst und den Streit über das künftige Schulsystem angefacht. Während die SPD von einer „miserablen Leistungsbilanz des CDU-Senats“ spricht, der die Zeit seit 2001 „verschlafen“ habe, sieht die CDU die Notwendigkeit, die bereits eingeleiteten Reformen fortzusetzen.

Wie berichtet, hatte die Befragung von 14 200 Schülern im Rahmen von Kess 7 ergeben, dass sich die Leistungen der Siebtklässler seit 1998 kaum verbessert haben. Lediglich im Fach Englisch gab es eine positive Tendenz, die der Kess-7-Leiter Prof. Wilfried Bos auf die Einführung des Englisch-Unterrichts ab Klasse 3 zurückführt.

Als „äußerst problematisch“ bezeichnete der SPD-Schulexperte Wilfried Buss die große Überschneidung der Leistungen von Schülern unterschiedlicher Schulformen. Das leistungsstärkste Drittel der Hauptschüler könnte zum Beispiel auch auf das Gymnasium gehen. „Das belegt, wie ungerecht das dreigliedrige Schulsystem ist, das den Kindern die falschen Schulformen zuordnet“, sagte Buss.

Für den CDU-Bildungsexperten Robert Heinemann weist die Studie klar den Weg in Richtung Zweigliedrigkeit. „Die Ergebnisse von Haupt- und Realschulen sowie Gesamtschulen liegen eng beieinander“, sagte Heinemann. Es sei daher wenig sinnvoll, neben dem Gymnasium ein derart differenziertes Schulsystem zu erhalten. Heinemann und Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) haben vorgeschlagen, nach dem Vorbild Sachsens und Thüringens ein zweigliedriges System zu schaffen: das Gymnasium und die Stadtteilschule, die alle bisherigen Schulformen zusammenfasst.

Die GAL-Fraktionsvorsitzende Christa Goetsch sprach von einem „Desaster nach fünf Jahren CDU-Schulpolitik“. Die Schulsenatorin stehe vor einem „Scherbenhaufen“ und weigere sich, auch nur einen Fehler einzugestehen. „Die Ergebnisse von Kess 7 bedeuten die Bankrotterklärung des gegliederten Schulsystems.“ Die Schüler würden nicht nach Leistung, sondern nach sozialer Herkunft auf die Schulformen verteilt. Der Versuch, durch Vergleichsarbeiten eine Sicherung von Leistungsstandards zu erreichen, sei bezogen auf Klasse 6 gescheitert.

Karen Medrow-Struß, die Vorsitzende des Elternvereins, sieht Dinges-Dierig in der Pflicht, sich für mehr Geld für das Schulsystem einzusetzen. „Stattdessen lässt die Senatorin eine ganze Schülergeneration im von ihr verwalteten Mangel den Bach hinuntergehen“, sagte Medrow-Struß. „Der CDU-Senat nimmt die soziale Ungerechtigkeit nicht nur in Kauf, er fördert sie noch“, sagte der DGB-Vorsitzende Erhard Pumm.

Kess 7 steht für „Kompetenzen und Einstellungen von Schülern - Jahrgangsstufe 7“.

pum

Hamburger Abendblatt, 04.07.2006, Seite 10

Quelle http://www.abendblatt.de/daten/2006/07/04/581932.html

 

 

 

zurück ...