Hamburg, den 19.11.02

 

Presseerklärung

zur geplanten Novellierung des Hamburger Schulgesetzes

 

Die geplante Novellierung des Hamburger Schulgesetzes wird zu einer radikalen Veränderung der bisher bestehenden Grundlagen eines auf möglichst umfassende Integration gerichteten Bildungssystems führen. Der ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. sieht die Gefahr einer grundlegenden Umkehr fort von den Ansätzen einer modernen, an sozialer Integration und Chancengleichheit orientierten Bildungspolitik.

Der ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. fordert eine breite öffentliche Diskussion der geplanten Schulgesetznovelle in Hamburg. Alle an Bildung Beteiligten müssen mit ihrem Sachverstand und ihrer Erfahrung die Möglichkeit erhalten, eine zukunftsweisende und tragfähige Bildungspolitik mit zu gestalten.

Der ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. befürchtet, dass aus parteipolitischen Erwägungen zu Lasten unserer Kinder ein Schulsystem verfestigt wird, das auf verstärkte Auslese setzt und damit große Bevölkerungsteile von einer soliden Bildung ausgrenzt. Jedem, auch den Regierenden, muss spätestens nach dem Studium der aktuellen Forschungsergebnisse aus LAU, PISA u.a. bekannt sein, dass starke Selektion sozialen Zündstoff in sich birgt und nachgewiesenermaßen nicht zu besseren Leistungen führt. Konsequent und entlarvend ist in diesem Zusammenhang die geplante Vereinfachung und Ausweitung von Ordnungsmaßnahmen in der Schule. Systembedingter Unfriede wird mit ausgeweiteten Machtstrukturen bekämpft anstatt auf die Kraft integrativer und pädagogischer Konzepte zu setzen.

 

Der "rote Faden" der Ausgrenzung zieht sich konsequent durch den Schulweg des Kindes durch:

 

Die Mitte-Rechts-Regierungskoalition in Hamburg kündigt mit ihrem Vorschlag der Novellierung des Schulgesetzes das ansatzweise demokratische Mitbestimmungsrecht der Eltern an der Bildung ihrer Kinder auf. Wenn z.B. die Entscheidung über den Bildungsweg des eigenen Kindes, die ohnehin bislang nur auf die freie Wahl der Schulform nach der 4.Klasse begrenzt war (weithin als der "Elternwille" gepriesen) weiter eingegrenzt wird, so sieht der ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. darin das Vorhaben der Regierung, die Selektion konsequent zu perfektionieren. Es ist zu befürchten, dass in einem nächsten Schritt nach der 4.Klasse wieder "Prüfungen" mit anschließenden Berechtigungen statt Empfehlungen eingeführt werden.

Eltern mehr in die Pflicht zu nehmen ist im Grundsatz kein schlechter Gedanke. Ihnen allerdings das Versagen der Schule ins Haus zu tragen, damit sie ihre Kinder "schulgerecht" einstellen, bedeutet für den ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. eine unzulässige und einseitige Verlagerung der Bildungsverantwortung zu Lasten der Elternhäuser.

 

 

V.i.S.d.P.: Karen Medrow-Struß

 

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