Hamburg, den 31.10.02

PRESSEERKLÄRUNG

 

Der ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. reagiert mit großer Enttäuschung auf die bildungspolitischen Thesen des Landesvorstandes der Hamburger SPD zum Landesparteitag Bildung am 1. und 2.November und stellt fest, dass die Chance auf einen großen bildungspolitischen Wurf vertan wurde.

Es fehlen mutige Ansätze, eine klar definierte und unverwechselbare Stellung zu wichtigen Vorhaben, die nachhaltig die Hamburger Bildungslandschaft prägen würden.

Insbesondere kritisiert der ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. die Absichten, das dreigliedrige Schulsystem weiterhin neben der Gesamtschule fortbestehen zu lassen, zentrale Abschlussprüfungen zur Sicherung der Vergleichbarkeit von Abschlüssen einzuführen und eine Qualitätssicherung der Bildung durch Vergleichsarbeiten sicher zu stellen.

Es ist für den ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. eine unerträgliche Vorstellung, dass die schwächsten Glieder in der Bildungskette, nämlich die Schülerinnen und Schüler, durch Vergleichsarbeiten, Überprüfungen und Abschlusstests zu den Verantwortlichen der Bildungspolitik werden. Wenn ihre messbaren Leistungen zum Qualitätsmaßstab erhoben werden, dann bekommen die in Wahrheit Verantwortlichen wieder die Gelegenheit, die Ergebnisse bis zur Unkenntlichkeit zu zerreden und zu verstümmeln. Die daraus resultierende Beliebigkeit im Umgang mit den Erkenntnissen dieser Überprüfungen hat uns die Diskussion um PISA und die Deutung der Ergebnisse zur Genüge vorgemacht!

Der ständige Hinweis im vorliegenden Antrag auf Leistung und Qualität spiegelt nach Einschätzung des ELTERNVEREINS HAMBURG e.V. die tief sitzenden Zweifel der Sozialdemokratie wider, das Postulat der Chancengleichheit und Integration mit Leistungserbringung und Lernerfolg verknüpfen zu können und zu wollen. Der SPD fehlt der Mut, die Vision einer zukunftsfähigen Schule zu entwerfen, in der SchülerInnen und LehrerInnen gerne und selbstverständlich in einem guten Lern- und Lehrklima Leistung erbringen. Auf permanente Kontrollen und Androhung von Bußgeldern könnte dann verzichtet werden!

Der ELTERVEREIN HAMBURG e.V. fordert die Hamburger SPD auf, die vorhandenen reformpädagogischen Konzepte vieler Hamburger Schulen auszubauen und die integrative Arbeit dieser Kollegien zu stützen. Dazu gehört auch, dass endlich erkannt wird, dass nur ein integratives Schulsystem der Schlüssel für eine erfolgreiche Bildungspolitik sein kann!

Der ELTERNVEREIN HAMBURG e.V. erwartet von der SPD eine klare Absage an die polarisierende Gespensterdebatte um die 30% Gesamtschuleltern gegen die 45% Gymnasialeltern! Diese Debatte verkürzt und spaltet! Es gibt weder auf der einen noch auf der anderen Seite der Elternschaft eine homogene Gruppe. Im Gegenteil: Allerorten herrscht Verunsicherung!

Die Hamburger Eltern wünschen sich für ihre Kinder einen verlässlichen, pädagogisch schlüssigen und nachhaltig erfolgreichen Bildungsweg. Hier muss die SPD ansetzen und die Eltern mit den richtigen Konzepten überzeugen! Dafür braucht sie aber die Kraft und den politischen Willen, endlich die bildungspolitischen Weichen ohne Wenn und Aber auf Integration, Chancengleichheit und Solidarität zu stellen!

Der ELTERVEREIN HAMBURG e.V. ist sich sicher, dass die SPD auf diesem Weg bei den Hamburger Eltern wieder zur Nummer Eins werden wird!

V.i.S.d.P.: Karen Medrow-Struß

 

zurück ...